Die Bauart "Bernau" basiert auf den Versuchszügen
A-E und ist mit 17 Halbzügen die erste Fahrzeugserie für die Berliner S-Bahn. Ein
Halbzug bestand aus zwei vierachsigen Triebwagen und drei zweiachsigen Beiwagen
in der Mitte.
Diese Fahrzeuge wurden 1924/25 für die Strecke nach Bernau
gebaut und konnten nicht im später gebauten Nord-Süd-Tunnel eingesetzt werden,
da das Lichtraumprofil mit 3,73 Meter zu groß war. Im Nord-Süd-Tunnel sind nur
3,60 Meter zulässig. Bereits bei Auslieferung der ersten Züge war die Technik
überholt.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden die letzten acht Halbzüge
wieder eingesetzt. 1956/1957 erfolgte eine Modernisierung und dabei wurden die Triebwagen der Bauart "Stadtbahn" technisch und
optisch angeglichen in dem das gesamte Kopfteil getauscht wurde. Gleichzeitig wurde im Triebwagen hinter dem Führerstand ein Traglastenabteil eingebaut und die Tür durch eine Doppel-Schiebetür wie bei der Bauart Stadtbahn getauscht. 1962 endete der Planeinsatz.
1965 wurden 2 Triebwagen und 2 Beiwagen zum Gerätezug des
S-Bw Friedrichsfelde umgebaut und waren danach bis Ende 1994 im Einsatz. Im
Umbauzustand von 1957/1958 wird dieser Zug als Bauart "Bernau" erhalten
und gehört heute dem Verein Historische S-Bahn Berlin e.V. (ET 169 017a + EB 169 006c + EB
169 017b + ET 169 017b - ab 1970: 278 005–008).
Der Verein Historische S-Bahn Berlin e.V. besitzt auch noch
die Mittelwagen EB 169 002c, 006b und 015a.
Das einzige heute noch weitestgehend im Originalzustand erhaltene
Kopfteil eines Triebwagens stammt vom bereits 1943 ausgemusterten und seitdem
im RAW Schöneweide abgestellten ET 169 005b. Im Jahre 1992 kam er zum Verein
Historische S-Bahn Berlin, erst in Tempelhof und ab 1994 stand der Torso im
Freien bei der Abstellanlage Hundekehle. Im September 2019 wurde dann der
älteste noch fast Originale Torso eines S-Bahntriebwagens an das Deutsche
Technikmuseum Berlin übergeben und soll hier im derzeitigen Zustand erhalten
bleiben. Der Wagenkasten wurde leider 1992 mittig geteilt, da ein Transport mit
einer Gesamtlänge von ca. 22 Meter nicht möglich war, so sind nur ca. 11 Meter
erhalten.
Im Zusammenhang mit dem Bau der Berliner Mauer und der
Teilung des S-Bahn-Netzes 1961 wurden die Züge der Bauart Bernau entbehrlich
und 14 Triebwagen wurden 1967/1968 zu Spenderfahrzeugen (Bauteile und
Aggregate) für neue U-Bahnzüge der BVB (bis 1970 BVG-Ost), welche im RAW
Schöneweide zu U-Bahnzügen des Typs E III umgebaut wurden. Dabei wurden neue
Wagenkästen hergestellt und mit den Aggregaten ausgemusterter S-Bahnzüge aller
Altbau-Baureihen ausgestattet. Da im RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe
der sozialistischen Länder) der Neubau von Zügen für die U-Bahn geregelt war
und in der DDR zum damaligen Zeitpunkt keine neuen Züge für die Linie E gebaut
werden konnten, wurde jedem U-Bahnwagen ein Triebwagen zugeordnet
und alles als Umbau „getarnt“.
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