S-Bahn Berlin
Versuchszüge A - F (auch als Bauart 1922 bezeichnet)
Erste Versuche mit elektrischen Triebzügen erfolgten bereits kurz nach 1900, welche als Vorortbahn auf eigens separat verlegten Eisenbahngleisen durchgeführt wurden.
So fuhr vom 13.07.1900 - 01.07.1902 ein Versuchszug auf der Wannseebahn mit 750 V Stromschiene.
ET 2482 um 1901 der DRG in Potsdam - Foto: Archiv Bellingrodt - Sammlung Olaf Hoell
Ab 1903 fuhren zwischen dem Bahnhof Berlin-Potsdamer Vorortbahnhof und Groß-Lichterfelde Ostelektrische Triebfahrzeuge im Probebetrieb mit Fahrgästen als Vollbahn. Erbauer war die AEG (damals noch unter der Bezeichnung UEG = Union Electricitäts-Gesellschaft, bevor diese in der AEG aufging). Diese wurden über eine seitliche Stromschiene mit 550 Volt Gleichstrom versorgt, allerdings erfolgte die Stromabnahme von oben (wie bei der Berliner U-Bahn noch
heute auf den Kleinprofillinien U 1 bis U 4). Der Betrieb auf der Wannseebahn erfolgte ab 1911 als Regelbetrieb mit 550 Volt bis zum 01.07.1929. Der Ausbau auf die seit 1924 übliche Stromschiene der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahn war beendet, so dass am 03.07.1929 die Wannseebahn mit Fahrzeugen der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahn befahren werden konnte. Interessant ist, dass während des Umbaus der Stromschiene die alten Fahrzeuge der Berlin - Groß-Lichterfelder-Eisenbahn
mit Stromabnehmern ausgestattet waren, welche den Strom von oben (alte Berlin - Groß-Lichterfelder-Eisenbahn) und von unten (S-Bahn) aufnehmen konnten.
Dem Zufolge könnte man als Gründungsjahr der Berliner S-Bahn bereits 1903 annehmen. Da aber die hier beschriebenen Versuchszüge A - F die Grundlage für den Betrieb ab 1924 bildeten und die alte Berlin - Groß-Lichterfelder-Eisenbahn erst nach Umbau angeschlossen wurde, gilt der 08.08.1924, die Eröffnung der Strecke Stettiner Vorortbahnhof – Bernau (b Berlin) als Gründungsdatum.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden in Berlin Bestrebungen laut und entsprechende Vorhaben geplant, den Stadt-, Ring- und Vorortverkehr mit neuen elektrischen Zügen zu betreiben. Die bisher durch Dampf gefahrenen Vorortzüge waren zum Teil verschlissen und neue Lokomotiven hätten die bisherigen, vor allem die Baureihe 74, ersetzen müssen.
Noch unter der Regie der Preußischen Staatseisenbahnen wurden aus vorgenanntem Gründen 1920 sechs Versuchszüge mit der preußischen Bezeichnung A bis F bestellt. Die einzelnen Züge unterschieden sich sowohl in ihren äußerlichen Maßen, als auch in der Fahrgastraumanordnung. Die Züge A bis E bestanden aus zwei längeren, vierachsigen Triebwagen mit drei dazwischen gekuppelten kürzeren antriebslosen zweiachsigen Mittelwagen.
Jeder Versuchszug wies einige Besonderheiten auf. Etwa technische Geräte, Sitzplatzanordnung und Drehgestelle wurden erprobt. Unterschiede gab es in der Türen- und Fensteranordnung. Der Zug F wies als Besonderheit bei gleicher Anordnung zwischen den Wagen Jakobsdrehgestelle auf.
Geliefert wurden die 6 Versuchszüge 1922 / 1923, welche aus 2 Halbzügen gebildet wurden. Da wegen Engpässen bei der Industrie die elektrischen Teile nicht rechtzeitig geliefert werden konnten, wurden die Züge Anfangs mit Dampflokomotiven gezogen. Im Mai 1924 erfolgte dann der Einbau der elektrischen Ausrüstung im RAW Tempelhof. Nach ausführlichen Versuchen und Prüfungen eröffnete ein Versuchzug am 08. August 2024 den S-Bahnverkehr
zwischen dem Stettiner Vorortbahnhof und der Stadt Bernau.
Die Versuchszüge kamen später zusammen mit den Zügen der Bauart 1924 - spätere Bauart Bernau zu Einsatz.
Aufgrund der Besonderheiten des "Einzelgänger" wurden diese Züge bereits ab 1933 / 1934 ausgemustert. Der Ursprung preußischer Länderbauart war deutlich bei den Versuchszügen und der Bauart 1924 zu erkennen.
Baureihenbezeichnung |
Hersteller |
Versuchszug A |
Waggon- und Maschinenfabrik AG, Görlitz (WUMAG) |
Versuchszug B |
Waggon-Fabrik AG Uerdingen |
Versuchszug C |
Waggonfabrik Van der Zypen & Charlier, Köln-Deutz |
Versuchszug D |
Linke-Hofmann-Werke AG, Breslau |
Versuchszug E |
Waggon- und Maschinenfabrik AG, Görlitz (WUMAG) |
Versuchszug F |
Waggon- und Maschinenfabrik AG, Görlitz (WUMAG) |
Repros der Skizzen aus: Die neuen elektrischen Berliner Stadtbahnwagen unter besonderer Berücksichtigung ihrer Massenherstellung Reichsbahnoberrat Dr.-Ing. G. Wagner, 14.05.1929
Versuchszug A von Waggon- und Maschinenfabrik AG, Görlitz (WUMAG)
Versuchszug A bei Testfahrten in Schlesien 1923
Foto: unbekannt - Sammlung Olaf Hoell
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Versuchszug A in Bernau (?) 1924
hier Triebwagen 2052 - Sammlung Olaf Hoell
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Versuchszug B von Waggon-Fabrik AG Uerdingen
Katalogblatt des Versuchszuges B
Waggon Fabrik AG Uerdingen - Sammlung Olaf Hoell
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Versuchszug B im RAW Schöneweide 1927
Foto: unbekannt - Sammlung Olaf Hoell
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Versuchszug C von Waggonfabrik Van der Zypen & Charlier, Köln-Deutz
Werkfotos des Versuchszuges C - Van der Zypen & Charlier 1922
hier Triebwagen 12204 - Sammlung Olaf Hoell
Versuchszug D von Linke-Hofmann-Werke AG, Breslau
Versuchszug D im August 1925 in Bernau
Foto: unbekannt - Sammlung Olaf Hoell
Versuchszug E von Waggon- und Maschinenfabrik AG, Görlitz (WUMAG)
Innenansicht des Versuchszuges E - WUMAG 1923 - Sammlung Olaf Hoell
Versuchszug F von Waggon- und Maschinenfabrik AG, Görlitz (WUMAG)
Dieser Halbzug hatte als einziger der Versuchszüge Jacobsdrehgestelle
Werkfotos des Versuchszuges F - WUMAG 1923 - Sammlung Olaf Hoell
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